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Getöteter 4-Jähriger: Sohn (9) von Daniel G. berichtet von Gewalt durch seinen Vater

Malgorzata W. (l.) und Daniel G. mit ihren Verteidigern vor dem Landgericht Hannover.

Hannover/Barsinghausen. Der Prozess zum am 13. Januar getöteten 4-jährigen Fabian aus Barsinghausen wurde am Montag, 2. Oktober, fortgeführt. Das Gericht hatte mehrere Zeugen, darunter Nachbarn und eine Grundschulleiterin, geladen. Außerdem schaute sich das Gericht das Video der richterlichen Vernehmung von Daniel G.´s ältestem Sohn (9) an. Dieser hatte einiges zu den Gewalttaten zu sagen.

Zu Beginn gab es drei Zeugen aus der Nachbarschaft. Ein 35-jähriger Nachbar aus dem Haus gegenüber sagte aus, dass er bis 2021 dort wohnte, damals war Daniel G. noch mit seiner jetzigen Ex-Frau Violetta G. zusammen. Von seiner gegenüberliegenden Wohnung habe er mal Geschrei aus der Wohnung des Angeklagten gehört. Auch sei mal ein Geräusch wie ein Schlag zu hören gewesen. Rückblickend hätte dies gemeldet werden müssen, aus Angst und Unsicherheit heraus, dass die Vermutungen nicht stimmten, sei es dazu aber nicht gekommen.

Eine 40-Jährige und ein 39-Jähriger sagten aus, dass sie als direkte Nachbarn hin und wieder Kontakt zu den beiden Angeklagten hatten. Mal gab es ein gemeinsames Feierabendbier auf den nebeneinanderliegenden Balkonen, oder ein „Hallo“ im Treppenhaus. Daniel G. wurde als ruhig, aber freundlich und hilfsbereit beschrieben. Von ehelichen Problemen, oder Gewalt habe man nichts mitbekommen. Normale Familiengeräusche seien zu hören gewesen. Ruhiger sei es geworden, nachdem die Ex-Frau mit den beiden leiblichen Jungen von G. ausgezogen sei. Die Kinder der Mitangeklagten Malgorzata W. seien eher ruhig und schüchtern gewesen, im Gegensatz zu den lebhaften Jungen.

„Mit dem stimmt doch was nicht“

Die Trennung der Ex- Frau habe Daniel G. ihnen damit erklärt, dass die Frau ohne sein Wissen Schulden angehäuft habe. Nach dem Einzug von Malgorzata W. habe man den kleinen Fabian einmal mit einem blauen Auge gesehen. Dies wurde mit einem Zusammenstoß mit einem Schrank erklärt. Auffälliger war für die 40-jährige Nachbarin ein anderes Erlebnis. Sie habe einmal gesehen, wie Daniel G. seinen Hund über den Balkon im Dachgeschoss hielt und lachte. „Mit dem stimmt doch was nicht“, habe sie sich daraufhin gedacht. Nachdem die Nachbarschaft von dem Tod von Fabian erfuhr, will die kleine Tochter der Zeugin, die mal zum Spielen drüben war, gesagt haben, dass Fabian geschaut habe, als ob er Hilfe brauche.

„Sozial nicht auf der Höhe“

Ãœber den Umgang mit dem Hund konnte auch ein Garten-Nachbar etwas erzählen. G. hatte einen Schrebergarten in Weetzen angemietet. Der 29-jährige Zeuge will die Familie hier hin und wieder gesehen haben: „Es gab viel Spielzeug für die Kinder, aber emotional wirkte das Verhältnis zu den Kindern eher kühl.“ Streit zwischen Daniel G. und Violetta G. habe es gegeben, aber keine Gewalt. Die Söhne von G. sollen sehr rabiat mit dem Hund umgegangen sein. „Sie ließen den Hund aus einem Meter fallen und lachten. Meine Frau hat sie dann zu uns in den Garten zum Spielen gelassen, hier versuchten wir den Umgang mit dem Tier zu erklären. Die Kinder wirkten auf uns aber sozial nicht ganz auf der Höhe.“ Dann sei irgendwann Malgorzata W. mit Fabian und der älteren Tochter (7) aufgetaucht. Den Kindern gegenüber sei Daniel G. schnell reizbar aufgetreten, gerade wenn er Alkohol getrunken habe.  

Malgorzata W. war schon fast auffällig fröhlich

Eine weitere Zeugin aus Barsinghausen berichtete vor Gericht zu ihrem Kontakt zu Daniel G. und Malgorzata W. Die 53-jährige Zeugin suchte eine Reinigungskraft. Ãœber Umwege sei der Kontakt zu Daniel G. entstanden. Dieser sei nach der Kontaktaufnahme im Dezember 2022 mit Malgorzata W. vorbeigekommen. W., der deutschen Sprache nicht mächtig, sei sehr fröhlich und positiv aufgefallen. Eine Zusammenarbeit kam zustande. Auch Daniel G. sei sehr freundlich aufgetreten, beide hätten verliebt und glücklich gewirkt. Malgorzata W. tauchte dann allerdings nicht zu allen abgesprochenen Terminen auf, wenn, sei sie aber pfeifend und fröhlich durch die Räumlichkeiten gegangen. „Fast schon auffällig fröhlich. Irgendwie etwas drüber“, so die Zeugin. Dann sei der Kontakt im Januar abgebrochen, aus den Nachrichten habe man dann erfahren, warum sich wohl weder Daniel G. noch Malgorzata W. zurückmeldeten.

Sohn von Daniel G. viel durch Gewalt auf

Eine Grundschulleiterin aus Barsinghausen sagte ebenfalls aus. Fabians Schwester (7) sei nur kurz an der Schule gewesen und habe nur Polnisch gesprochen. Sie wurde Anfang Dezember angemeldet, bereits im Januar habe das Jugendamt das Mädchen aus nun bekannten Gründen in Obhut genommen. Auch Daniel G.´s ältester Sohn (9) ging bereits auf die Grundschule. Dieser sei von Beginn an durch aggressives Verhalten aufgefallen, so die Schulleiterin. Es habe schnell die erste, aber nicht letzte, Konferenz wegen dem Jungen gegeben. Der Familie sei die Empfehlung gegeben worden, sich psychologische Hilfe für den Jungen zu holen, auch die Empfehlung für Familienhilfe und eine Schulbegleitung sei gegeben worden. Auf Rückmeldung des Jugendamtes bei der Grundschule, sei die Familie dort auch gewesen, berichtet die Schulleiterin. „Wir dürfen nur Empfehlungen aussprechen. Leider geht das alles nicht so schnell.“

Es gab Hinweise auf Gewalt gegenüber den Jungen

Als letzte Zeugin wurde die Familienrichterin (62) angehört, die schon das Verfahren zum Sorgerecht von Daniel G. zu seinen Söhnen und ein Umgangsverfahren leitete. Die Lage innerhalb der Familie sei unklar gewesen. Durch Violetta G. habe es einen Bericht über Gewalt in der Ehe und gegenüber den Söhnen aus dem Frauenhaus gegeben. Auch die Söhne, gerade der Jüngere, hätten von Gewalt berichtet. Jedoch sei nichts zu beweisen gewesen und Daniel G. habe die Anschuldigungen vehement bestritten. „Auf Nachfrage, ob die Söhne zu ihrem Vater wollen, wollten dies beide nicht, zumindest damals nicht. Aufgrund dessen und weil der Verdacht auf Gewalttaten im Raum stand, habe ich den Kontakt von Daniel G. zu seinen Kindern erst einmal unterbunden.“

Schläge auf den ganzen Körper

Zum Ende des Prozesstages wurde noch ein fast zweistündiges Video der richterlichen Vernehmung von Daniel G.´s ältestem Sohn (9) angeschaut. Mit einer Dolmetscherin befragte ein Richter den Jungen, der zeitgleich Bilder malte, oder auf dem Stuhl hin und her rutschte. Der Junge erinnerte sich daran, wie Daniel G. seine Mutter Violetta schlug und auch ihn, später auch mal den kleinen Bruder. Dann sei er nach Hannover umgezogen (das Frauenhaus). Als es noch Besuche bei seinem Vater gab, hätte er gesehen, wie Malgorzata W. ihre Kinder mit einem Ladekabel schlage – meist Fabian. Dieser habe oft geweint. Daniel G. habe hingegen mit der Hand zugeschlagen. Wohin die Schläge durch die beiden Erwachsenen gingen, wollte der Richter wissen. Der Junge zeigt auf Arme, Beine, Ober- und Unterkörper sowie den Kopf. Wenn die Familie im Schrebergarten war, will der Junge vom Pool aus gesehen haben, wie Fabian innerhalb der Gartenlaube von G. und W. geschlagen wurde. Der Richter fragte nach einem Lappen. Der Junge erinnerte sich an zwei Putzlappen. Einen gab es zuhause, einen in der Gartenlaube. Sowohl G. als auch W. hätten Fabian diesen immer in den Mund gesteckt. Im Video beschreibt der Junge auch, wie Fabian auf dem Boden knien musste. Währenddessen durften er, sein Bruder und Fabians Schwester zusammen im Kinderzimmer spielen.


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