Barsinghausen. Sozialdezernent Sven Heindorf wird zum neuen Jahr die Barsinghäuser Stadtverwaltung verlassen und neuer Leiter des Kirchenamtes in Wunstorf werden. Damit ergibt sich erneut eine Lücke im Barsinghäuser Verwaltungsvorstand. Die Barsinghäuer Politik bedauert den Weggang.
Erst im Januar 2023 wurde Sven Heindorf vom Rat als neuer Sozialdezernent bestätigt und dann Ende März zum Amtsantritt im Rathaus begrüßt. Nun gab Bürgermeister Henning Schünhof in der letzten Ratssitzung (26. September) bekannt, dass Heindorf die Stadtverwaltung wieder verlassen wird.
Aus Reihen der Politik nimmt man den Weggang durchweg mit Bedauern auf.
„Wir bedauern den Weggang von Herrn Heindorf nach so kurzer Zeit und haben die persönliche Zusammenarbeit sehr geschätzt. Eine stabile Spitze ist uns für die Führung unserer Verwaltung sehr wichtig“, heißt es von Fraktion Aktiv Für Barsinghausen, AFB-WG.
Grüne: „Verwaltungsspitze steht bei Kritik besonders im Fokus.“
Von den Grünen heißt es: „Wir hätten uns eine langjährigere, beständigere Amtsführung in Barsinghausen gewünscht, müssen aber die Entscheidung Sven Heindorfs akzeptieren, der wieder an verantwortlicher Stelle in der kirchlichen Verwaltung arbeiten will. An der Spitze der Verwaltung stehen die Amtsinhaber durch viele Anforderungen, berechtigte aber auch unberechtigte und unsachliche Kritik besonders im Fokus. Das Amt bringt viel Stress mit sich. Besonders der Kindertagesstättenbereich gehört dazu – viele Interessen und gleichermaßen viele Konflikte, die sich aus dem Fachkräftemangel, durch Ausfälle und Gruppenschließungen und daraus folgende Schwierigkeiten für Familien, die auf eine verlässliche Kinderbetreuung angewiesen sind, ergeben. Sprich: vielfältige Herausforderungen in den Aufgabengebieten. Und oft keine Geduld oder Verständnis von Eltern mehr für die Situation von Mitarbeitern in den Kitas, die den Ärger direkt abbekommen.
Sven Heindorf und weitere Mitarbeiter haben die Kritik des Kitaster und von Eltern aufgegriffen und sichtbar für Transparenz in den Sozialausschusssitzungen gesorgt. Gleichzeitig hat Sven Heindorf in seiner kurzen Amtszeit zum Beispiel die Kulturförderung positiv begleitet und strukturiert. Die grüne Ratsfraktion erwartet eine möglichst schnelle Ausschreibung der Dezernatsstelle, so dass die Vakanz möglichst kurz sein kann. Für die Vakanzzeit könnten auf freiwilliger Basis ggf. Mitarbeiter aus anderen Ämtern abgeordnet werden. Erfreulich ist, dass derzeit alle Amtsleitungsstellen im Sozialdezernat besetzt sind.“
CDU: „Eltern verlieren wichtiges Bindeglied zur Verwaltung.“
CDU: „Die Entscheidung von Sven Heindorf, die Verwaltung zu verlassen, ist aus Sicht der CDU Barsinghausen bedauerlich, sie kommt aber nicht wirklich überraschend. Schon der Start war für den neuen Sozialdezernenten schwierig – er musste für planerische Fehler, die er nicht zu verantworten hatte, den Kopf hinhalten. Trotzdem hat er seine Aufgaben engagiert angenommen, sich den Problemen gestellt und versucht, die immer größer werdenden Probleme im Bereich der Kinderbetreuung im Sinne der Eltern zu lösen. Mit mehr Rückendeckung und Unterstützung aus der Verwaltungsspitze hätte Sven Heindorf vermutlich nicht so schnell vor den stets wachsenden Schwierigkeiten resigniert.
Die Auswirkungen werden schwerwiegend sein. Herr Heindorf musste bereits operative Tätigkeiten übernehmen, die teilweise besorgten Eltern verlieren zudem ein wichtiges Bindeglied zwischen Verwaltung, Politik und den jeweiligen Einrichtungen. Auch das städtische Betreuungspersonal muss vorerst auf einen verlässlichen Ansprechpartner verzichten.
Außerdem wird es in der aktuellen prekären Situation in den Bereichen Kitabetreuung und Schulen nicht einfach werden, eine adäquate Nachfolge für Herrn Heindorf zu finden. Schnelles Handeln ist zwingend notwendig. Der Bürgermeister muss die Strukturen in der Verwaltungsspitze neu organisieren. Wichtig ist, aus dieser Krise zu lernen, die Probleme zu erkennen, zu analysieren und anzugehen. Es reicht nicht aus, einfach alles auszusitzen und abzuwarten, bis die Lage eskaliert. Vorbeugendes Handeln und eine ausreichende Kommunikation im Rathaus sind die Grundlage dafür, in schwierigen Situationen gemeinsame Lösungen zu finden.
SPD: „Produktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Sven Heindorf.“
SPD: „Die SPD Ratsfraktion bedauert den Weggang von Sven Heindorf außerordentlich. Sven Heindorf war eine hervorragende Besetzung für die Leitung des Dezernats für Bildung, Jugend und Soziales. Mit seinen beruflichen und privaten Vorerfahrungen unter anderem im sozialen sowie ehrenamtlichen Bereich hatte er ein gutes Rüstzeug für diese für die Einwohnerinnen und Einwohner bedeutsamen, aber auch sensiblen Themen. Sven Heindorf hat in seinem Dezernat gute, nachhaltige Arbeit geleistet und dabei mit einem modernen Führungsstil das Dezernat positiv geprägt. Er hat die Personalsituation in den Kitas verstärkt, neue, zukunftsweisende Richtlinien z.B. zur Sport- und Kulturförderung erarbeitet, sich für die außerschulische Kinder- und Jugendbetreuung sowie tagtäglich für die Kinderbetreuung in ausgesprochen schwierigen Zeiten eingesetzt.
Natürlich haben wir für seine berufliche Veränderung und Weiterentwicklung Verständnis, jedoch überwiegt – insbesondere bei unseren Sozialausschuss- und Schulausschussmitgliedern – die Traurigkeit. Innerhalb kürzester Zeit hatten wir eine äußerst produktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Sven Heindorf.
Nun gilt es jedoch, den Blick nach vorne zu richten. Durch die frühzeitige Mitteilung wird die Verwaltung nun mit der Suche einer Nachfolge beginnen. Die Phase der Vakanz werden die Amtsleitungen in dem Bereich gut abdecken, sodass es nur wenig Reibungsverluste, auch dank der vorausschauenden Personalpolik Heindorfs, in den Bereichen geben wird. Die Situation im Kita-Bereich sowie Sport- und Schulthemen sind jedoch so bedeutsam und drängend, dass die Wiederbesetzung hohe Priorität hat.“
Schünhof: „Heindorf wird die Früchte seiner Arbeit nicht ernten können.“
In der zurückliegenden Ratssitzung äußerte sich Bürgermeister Schünhof zu der Situation. Auch der Bürgermeister nahm den Weggang von Heindorf mit bedauern auf: „Herr Heindorf hat gute Arbeit geleistet und gute Impulse gegeben. Leider wird er diese Früchte seiner Arbeit nicht selbst ernten können. Gerade im Kindertagesstättenbereich gab es viel Kritik, die der neue Sozialdezernent aufgreifen musste. Kita-Schließungen hat die Stadtverwaltung nie leichtfertig getroffen. Bei aller Kritik darf man jedoch nicht vergessen, dass es sich bei Verwaltungsmitarbeitern auch um Menschen handelt, die öffentlich an den Pranger gestellt wurden.“