Wunstorf. An der Hagenburger Straße hat sich eine Fläche so verändert, dass sie kaum wiederzuerkennen ist. In der Vergangenheit fiel sie, wie so viele Grünflächen, eher durch ihre schlichte Unscheinbarkeit auf. Sie wurde mehrfach im Jahr gemäht, was nur ein kleines Artenspektrum an Pflanzen überstehen kann. Doch heute ist hier eine artenreiche Wildblumenwiese entstanden, die erste in Wunstorf in dieser Art. .
Franz Kühnen vom Baubetriebshof Wunstorf hatte die Idee, an diesem gut sichtbaren Standort etwas für den Erhalt der Artenvielfalt der Pflanzen und Insekten zu tun. Es wurden Grassoden abgetragen, Sand aufgefüllt und eine heimische, mehrjährige Saatmischung gesät und angewalzt, wie es fachgerecht für die Neuanlage einer Blumenwiese erforderlich ist.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen, sagt Selke, der als „Botschafter für naturnahes öffentliches Grün“ unterwegs ist. Er hat ein Schild mit dem Hinweis „Jeder m² zählt“ des Naturgarten e.V. für diese Fläche zur Verfügung gestellt. Nach seiner Auffassung ist es wichtig Bürger zu informieren und in die Veränderung von kommunalen Flächen einzubinden. Zugleich soll es eine Anregung für alle sein, die eigenen Gärten naturnäher und artenreicher zu gestalten. „Jedem Garten eine 'Wilde Ecke' fördert den Erhalt der Artenvielfalt“, ist sein Credo.
Die Umwandlung von „Schottergärten“ in naturnahes Grün erfolgt bereits vielfach, sei es durch die Anlage von Staudenbeeten, blühenden Wiesen oder der Gestaltung von trockenen Bereichen unter Verwendung der vorhandenen Steine. Aber nicht nur diese Flächen sollten artenreicher gestaltet werden, auch bei den kurz geschorenen Rasenflächen kann eine naturnahe Entwicklung angestrebt werden. Vielfach ergibt schon die Umstellung auf einen geringeren Mähzyklus erhebliche Veränderungen, da Samen vieler Pflanzen bereits im Erdreich vorhanden sind. Diese Aspekte betreffen nicht nur Hausbesitzer, sondern auch Flächen von Wohnbaugenossenschaften, Handwerks- und Industrieunternehmen.
Im Naturgarten Rücks-Selke in Mesmerode haben seine Frau und er schon etliches verwirklicht. Aktionen dieser Art sind dringend geboten, um dem massiven Rückgang der Insektenvielfalt Einhalt zu bieten. Auch die Stadt Wunstorf hat einiges geplant, um sowohl im öffentlichen Grün als auch im privaten Bereich die Artenvielfalt zu verbessern. Wiesenflächen, die bereits eine größere Artenvielfalt aufweisen, sollen seltener gemäht und manch andere komplett neugestaltet werden. Hierbei wird vor allem auf das Anpflanzen von heimischen Stauden, Gräsern und Bäumen geachtet. Parallel dazu gibt es aktuell von der Stadt Wunstorf einen Wettbewerb für naturnahe Gärten und Balkone, der sich an Privatpersonen richtet und mit mehreren Geldpreisen im Wert von 1.400 € lockt. Bewerbungen können bis zum 31. Juli 2023 per Mail an „klimaschutz(at)wunstorf.de“ oder per Post an die Stadt Wunstorf, Klimaschutzmanagement, Südstraße 1, 31515 Wunstorf eingesendet werden.