Hemmingen / Pattensen / Laatzen.
Der Runde Tisch gegen häusliche und sexuelle Gewalt der Kommunen Hemmingen und Pattensen beteiligt sich an der Aktion „Schweigen brechen – Weg aus der Gewalt“. Diese hat die Bundesfamilienministerin Katarina Barley anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am Samstag, 25. November, ins Leben gerufen. „Wir wollen Betroffenen Mut machen, sich Unterstützung von Beratungseinrichtungen zu suchen und dadurch einen Weg aus der Gewaltspirale zu finden“, so die Hemminger Gleichstellungsbeauftragte Diana Sandvoß, eine der Initiatorinnen der Aktion vor Ort.
In diesem Jahr sind in Hemmingen bereits über 30 Straftaten häuslicher Gewalt gemeldet worden, für Pattensen sind es etwas über 20 Vorfälle. „Das Problem zieht sich durch alle sozialen Schichten und Kulturen“, betont Andreas Kasten, der zuständige Kontaktbeamte der Polizeistation Hemmingen, „Wir müssen immer wieder deutlich machen, dass die Familie kein rechtsfreier Raum ist. Häusliche Gewalt ist keine Privatsache sondern eine Straftat.“ Seit dem vergangenen Jahr finden Betroffene aus Hemmingen und Pattensen noch bessere Unterstützungsmöglichkeiten durch die Frauenberatungsstelle Donna Clara in Laatzen. Die dortige Mitarbeiterin Silvia Eckstein kann bereits einen Zulauf von knapp 20 Frauen aus jeder Kommune in diesem Jahr verzeichnen. Sie berichtet, dass viele der von ihr betreuten Klientinnen unter starken Selbstvorwürfen leiden. In Gesprächen gelte es deshalb, das Selbstbewusstsein der Frauen wieder zu stärken und neue Lebensperspektiven zu entwickeln. In einigen Fällen reicht eine Beratung der Opfer nicht aus, nur durch eine räumliche Trennung vom Täter kann eine Sicherheit gewährleistet werden. Hier kommen die sogenannten Frauenhäuser ins Spiel. Für die Umlandskommunen in der Region Hannover betreibt die AWO ein Frauenhaus. Die Leiterin der Einrichtung, Lydia Pfeiffer, beklagt die derzeitige Wohnungsmarktsituation: “Die Frauen und Kinder sind aktuell sehr lange bei uns. Sie finden einfach keine Wohnung. Es ist erschreckend, dass der Entschluss vieler Opfer, im Frauenhaus Schutz zu suchen, am Platzmangel scheitert.“ Die Einrichtung sei für viele Betroffene der einzige Ort, sich der Bedrohung zu entziehen und zur Ruhe zu kommen. Häufig kommen obendrein noch Geldprobleme auf die Opfer zu, wenn beispielsweise ein Umzug finanziert werden muss. „Hier kann der WEISSE RING im Einzelfall finanzielle Hilfen gewähren, zum Teil sogar überregional“, unterstreicht Sabine Porth, Mitarbeiterin der Außenstelle Hannover (Land) die Möglichkeiten des Opferhilfevereins. Betroffene von häuslicher Gewalt sind in vielen Fällen auch Kinder. Erfahren sie keine direkt Gewalt, so sind sie mindestens Augenzeugen und leiden unter den Spannungen in der Familie. Diese Erfahrung macht auch Susanne Giese, die zuständige Kinderschutzfachkraft der Stadt Hemmingen. „Ich habe es in meinen Beratungen schon oft erlebt, dass sich bei einem Kind mit Verhaltensauffälligkeiten herausstellte, dass es zu Hause Gewalt erleben musste.“
Alle Mitglieder des Runden Tisches loben die Zusammenarbeit, die sie durch dieses Gremium erfahren. Gemeinsam erweitern sie die Angebote im Sinne der Betroffenen und optimieren Abläufe untereinander. „Wir wissen, wie wichtig die Vernetzung ist, und dürfen mit Blick auf die Opfer häuslicher Gewalt nicht nachlassen, an diesem Thema zu arbeiten“, fasst Heike Grützner, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Pattensen, die Ziele des Runden Tisches zusammen.
Zusätzlich lädt der Runde Tisch am Samstag in Kooperation mit der Leine-Volkshochschule zu einem Filmnachmittag in das Jugendkulturhaus ein. Ab 15 Uhr erwartet die Gäste ein unter die Haut gehender Fernsehfilm. Zahlreiche Ansprechpersonen des Gremiums stehen außerdem bei einem Imbiss für Gespräche zur Verfügung. Der Film ist für Jugendliche ab 14 Jahren geeignet, in Begleitung eines Elternteils ab zwölf Jahren. Der Eintritt ist frei.