Ronnenberg. Bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris gewann die aus Empelde kommende Paulina Paszek gemeinsam mit Jule Hake, Pauline Jagsch und Sarah Brüßler die Silbermedaille im Vierer-Kajak und mit Jule Hake die Bronzemedaille im Zweier-Kajak. Auf Bronze und Silber folgte nun das Goldene Buch der Stadt Ronnenberg..
Es sei wie ein Krimi gewesen und sie habe sich nie vorstellen können, so mit zwei Olympia-Medaillen nach Hause zu kommen, freut sich Paulina Paszek beim Termin im Ronnenberger Rathaus noch immer über den Erfolg. Bürgermeister Marlo Kratzke hat die Sportlerin und ihren Trainer, Jan Francik, zur Eintragung ins Goldene Buch der Stadt ins Rathaus eingeladen. Francik ist Geschäftsführer des Sport- & Freizeitcentrum in Empelde und Landestrainer der Kanuten.
Doppelter Erfolg in jeder Hinsicht
Die 26-jährige Paszek kam Ende 2018 nach Deutschland, erklärt Trainer Francik die Anfänge. „Sie war schon seit 2013 aktiv im polnischen Verband tätig und auch erfolgreich, eine Verletzung hat sie dann aber regelrecht auf das Abstellgleis katapultiert.“ Francik kam in den 1970er Jahren von Polen nach Deutschland und engagiert sich seit den 80er Jahren für den Kanu-Nachwuchs in Deutschland. „Da ich immer noch gute Kontakte nach Polen habe, bin ich auf Paulina aufmerksam geworden und mit der Zustimmung des polnischen Verbands habe ich sie nach Empelde geholt“, so Francik. Aufgrund ihrer schlesischen Wurzeln hatte die junge Olympionikin Anspruch auf einen deutschen Pass. „Das war am Anfang gar nicht leicht für mich“, erinnert sie sich, „Ich musste deutsch lernen, um den Pass zu bekommen, aber auch für Wettkämpfe trainieren. Aber mein Team hat mir geholfen.“ „Diese Leistung war schon ein doppelter Erfolg“, zeigt sich der Trainer stolz. Es folgten Siege bei diversen Meisterschaften in Deutschland und Europa, bis die Olympia-Qualifizierung feststand. Doch der doppelte Erfolg in Paris kam erst noch.
„Wie ein Krimi.“
Zunächst gewann Paulina Paszek bei Olympia die Silbermedaille im Vierer-Kajak. Zum Krimi wurde aber die Platzierung im Zweier-Kajak. „Scherzhaft heißt es bei uns, in so einem Fall lieber den 5. Platz“, lacht Trainer Francik. Fast zehn Minuten dauerte es nach dem Zieleinlauf, bis das Ergebnis feststand. Lange war unklar, ob das deutsche Team mit Paulina Paszek und Jule Hake den 3. Platz erreicht hatten, oder dass zeitgleich eingefahrene Team aus Ungarn. „Ich war wie in einem Tunnel. Man trainiert so lange und so hart. Man versucht alle Ablenkungen auszublenden und zu verdrängen. Dann mussten wir vor 40.000 Zuschauern und Fernsehkameras auf das Ergebnis warten.“ Laut der Sportlerin waren es Minuten, die sich wie ein ganzes Leben anfühlten. „Dann haben beide Teams den 3. Platz und Bronze bekommen und wir haben uns zu viert in den Armen gelegen und so gefreut. Da sind einem auch die Fernsehkameras egal, es platzt alles vor Freude aus einem heraus“, erzählt die 26-Jährige mit leuchtenden Augen im Ronnenberger Rathaus.
Natürlich hat sie ihre beiden Medaillen bei dem Termin dabei. Sie sind schwerer als sie aussehen. Als Highlight prangt in der Mitte ein Stück des Pariser Eifelturms.
Nach Olympia ist vor Olympia
„Es ist so schön, welche Emotionen der Sport hervorbringen kann“, ist Paszek dankbar. So viele Menschen hätten mitgefiebert. Auch Menschen aus Polen. Aus Ronnenberg seien viele auch nach Paris gereist, um dabei zu sein. Diese Emotionen bekommt Paszek noch immer in Empelde zu spüren. Dort arbeitet die gelernte Sportmanagerin im Sport- & Freizeitcentrum. „Derzeit wird sie eher für ihre Geschichten aus Paris bezahlt“, scherzt Francik. Er erklärt weiter: „Es folgen nun weitere Wettkämpfe und dann hoffentlich 2028 Olympisches Gold in Los Angeles.“ Wichtig sei aber auch, dass auf Paulinas Zukunft nach dem Sport geachtet werde. „Es ist kein Sport, von dem man leben kann. Es gibt Sponsoren und Sportförderungen, aber in vier Jahren ist sie 30. Da ist der Höhepunkt im Leistungssport oft erreicht. Daher kümmern wir uns parallel auch immer darum, dass die Sportler schon während dem Sport, aber auch anschließend, einen sicheren Beruf haben.“
In der Zwischenzeit ist die Kanutin in Hannover wohnhaft. „Aber wir sind viel häufiger in Empelde, als in Hannover, sodass wir uns hier immer noch zuhause fühlen“, bedanken sich Paszek und Francik für die Einladung aus dem Rathaus.
Nicht alles ist aus Gold
Als kleine Anekdote erzählt Paulina Paszek nach der Eintragung ins Goldene Buch noch eine kleine Geschichte aus Paris. Nach einem langen Wettkampftag wollte das Team nur noch in ihre Unterkunft, um sich für den nächsten Tag vorzubereiten. Doch nach zwei Stunden im Bus, seien sie immer noch durch Paris gefahren. „Wir haben dann den Busfahrer gefragt was los ist. Da sein Handy mit dem Navi ausgegangen war, hatte er sich verfahren und den Weg ins Olympische Dorf nicht wiedergefunden.“ Paszek lieh dem Busfahrer ihr Handy, damit sie zurück in ihre Unterkunft kamen.