Barsinghausen. Seit drei Wochen laufen die Hilfsmaßnahmen in Barsinghausen für die Partnerstadt Kovel auf Hochtouren, „und die Unterstützung aus der Bevölkerung ist nach wie vor ungebrochen“, freut sich Bürgermeister Henning Schünhof. Dem Verwaltungschef zufolge sind auf dem eigens für diesen Zweck eingerichteten Spendenkonto bis Dienstagmorgen fast 38.000 Euro eingegangen. „Einige Unternehmen haben uns ebenso wie mehrere Bürger sogar vierstellige Beträge zur Verfügung gestellt“, sagt Henning Schünhof.
Doch auch bei den Sachspenden gibt es erfreuliche Meldungen aus dem Rathaus und der zentralen Annahmestelle an der Bunsenstraße. „Wir bekommen regelmäßig Anrufe und E-Mails, die meisten Bürger möchten wissen, welche Hilfsgüter in Kovel benötigt werden“, berichtet Stadtsprecher Benjamin Schrader. Seit die Stadtverwaltung unter der E-Mail-Adresse ukraine-hilfe(at)stadt-barsinghausen.de und mit der Telefonnummer 01522-6361235 eigens dafür Anlaufstellen geschaffen habe, seien fast 1.000 Anfragen gezählt worden. Zu den dringend benötigten Lebensmitteln gehören solche, die gut transportiert und lange gelagert werden können, „also beispielsweise Reis, Nudel, einige Kartoffelprodukte, Babynahrung“, so der Stadtsprecher weiter. Doch auch medizinische Produkte wie verschreibungsfreie Schmerzmittel, Verbandszeug und fiebersenkende Medikamente werden gebraucht.
Wie Bürgermeister Henning Schünhof weiter ausführt, habe am Wochenende ein weiterer mit Hilfsgütern beladener Sattelschlepper Barsinghausen in Richtung Ukraine verlassen. „Wir haben ein gutes Dutzend Paletten mit Kleidungsspenden, Feuerwehrmaterialien und Lebensmitteln in unsere Partnerstadt geschickt“, so der Rathauschef. Derzeit arbeiten er und einige Mitglieder des eigens für die Ukraine-Krise eingerichteten Verwaltungsstabes daran, eine weitere Lieferung auf die Beine zu stellen. „Der Verein Kinderhilfe Ukraine um Lilli Bischoff hat bereits einen Transporter organisiert. Wir werden ihn jetzt beladen und auf den Weg bringen.“
Den letzten Kontakt zu seinem Amtskollegen in Kovel, Igor Chaika, hatte Henning Schünhof am vergangenen Freitag per Videokonferenz. „Wir treffen uns regelmäßig und tauschen uns aus. Dieses Mal habe ich eine deutliche Anspannung bei Igor gespürt“, berichtet Henning Schünhof. In Kovel sei die Lage zwar weiterhin ruhig, seinem Eindruck nach nehmen die Sorgen bei seinem Koveler Amtskollegen und dessen Mitarbeitern kontinuierlich zu. Igor Chaika habe erzählt, dass an manchen Tagen bis zu 1.000 Flüchtlinge aus dem Osten der Ukraine bei ihm in Kovel ankommen. Rund ein Drittel von ihnen bleibt nach bisherigem Kenntnisstand in der Stadt, die anderen Flüchtlinge ziehen dann weiter, vornehmlich nach Westen. „Diese Entwicklung verschärft die Versorgungssituation in Kovel natürlich weiter“, so Henning Schünhof. Vor diesem Hintergrund haben sich die Mitglieder des Verwaltungsstabes auch dafür entschieden, die benötigten Hilfsgüter zu großen Teilen vor Ort in Barsinghausen zu kaufen und dann nach Kovel zu bringen. „Mir ist bewusst, dass dieses Vorgehen in Teilen der Verwaltung zu deutlich mehr Belastung sorgt“, betont Henning Schünhof. „Doch dies aus unserer Sicht pragmatischer und zielführender als unserer Partnerstadt das Spendengeld zur Verfügung zu stellen.“
Zu den Verwaltungsbereichen, die derzeit unter einer erheblichen Arbeitsbelastung stehen, gehört dem Rathauschef zufolge auch das Sozialamt. „Am Montagmorgen hatten wir in Barsinghausen zu den 50 Kindern, die der Verein Kinderhilfe Ukraine aufgenommen hat, bereits weitere 65 Erwachsene und deren Kinder aus der Ukraine registriert und an die Region Hannover gemeldet“, führt Sozialamtsleiterin Heide Heyerhorst aus. Bei ihr und ihren Kollegen gehen ebenfalls täglich E-Mails ein, dass Menschen aus der Ukraine in Barsinghausen Unterschlupf gefunden haben. Für heute sind weitere neun Familien angemeldet. Gesucht werden auch Unterbringungsmöglichkeiten für Familien mit Haustieren.