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Verkehrsunfallstatistik Polizeidirektion Hannover

Region.

Sinkende Verkehrsunfallzahlen, weniger verletzte Menschen und ein seit 20 Jahren historischer Tiefstand bei den bei Verkehrsunfällen Getöteter, so lauten die Schlaglichter bei der diesjährigen Verkehrsunfallstatistik 2019 der Polizeidirektion Hannover. "Erfreulich ist der deutliche Rückgang bei den getöteten Verkehrsteilnehmenden in unserem Zuständigkeitsbereich, dennoch ist jeder getötete Mensch einer zu viel. Die Vision Zero des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur bleibt daher auch unser nachhaltiges Ziel", sagt Polizeipräsident Volker Kluwe.

Gesamtunfallzahlen: Die Polizeidirektion Hannover konnte im zweiten Jahr in Folge sinkende Gesamtunfallzahlen präsentieren. Mit 36.381 (2018: 36.721) Verkehrsunfällen verzeichnete die Behörde entgegen des Landestrends einen leichten Rückgang.

Verkehrstote: Im Jahr 2019 registrierte die Polizeidirektion Hannover 34 Verkehrstote (2018: 48, minus 29,17 %). Diese 34 Personen kamen bei 33 Unfällen (2018: 44) ums Leben. Der Verkehrsunfalldienst hat bei den Ermittlungen überhöhte Geschwindigkeit (sechs Unfälle), Fehler beim Abbiegen (drei Unfälle), Vorfahrtsmissachtung (zwei Unfälle) und falsches Verhalten von Fußgängern (zwei Unfälle) als Hauptunfallursachen ausgemacht.

Bei der Betrachtung der getöteten Personen nach ihrer Verkehrsbeteiligung fällt auf, dass es bei drei von fünf Arten der Verkehrsbeteiligung zu Rückgängen kam.

So starben mit vier Lkw-Fahrerinnen und -Fahrern (2018: zehn), einem Motorradfahrer (2018: fünf) und drei Fußgängerinnen sowie Fußgängern (2018: sieben) weniger Verkehrsteilnehmende. Mit sieben verstorbenen Radfahrenden ist die Zahl auf Vorjahresniveau. Bei den Pkw-Fahrerinnen und -Fahrern gab es mit 19 Verstorbenen (2018: 17) einen leichten Anstieg.

Deutliche Veränderungen stellte die Polizeidirektion Hannover auch bei der regionalen Verteilung der Verkehrstoten fest. Erhebliche Rückgänge registrierte die Behörde mit sieben Getöteten (2018: 13) in der Landeshauptstadt Hannover sowie sechs Verstorbenen (2018: 18) auf den vier Bundesautobahnen (BAB) 2, 7, 37 und 352 im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Hannover. Einen Anstieg auf 21 Verkehrstote (2018: 17) gab es hingegen im hannoverschen Umland.

Insbesondere die BAB 2 stellte die Polizeidirektion Hannover in der jüngsten Vergangenheit mit Blick auf die Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang vor eine besondere Aufgabe. Im vergangenen Jahr verliefen drei Verkehrsunfälle (2018: 13) tödlich. An allen drei Unfällen (2018: elf) waren Lkw beteiligt.

Polizeivizepräsident Jörg Müller dazu: "Die positiven Rückgänge bei den Verkehrsunfällen getöteter Personen stimmt uns zunächst positiv. Nachdem wir im Jahr 2018 mit 18 tödlich verletzten Menschen auf den Bundesbundesautobahnen rund um Hannover einen traurigen Höchststand erreicht hatten, haben wir im zurückliegenden Jahr erfreuliche Rückgänge auf den Autobahnen verzeichnet. Dies können wir insbesondere auf das Ausbleiben größerer Baustellen zurückführen.

Dennoch bedeutet dies auch für die Polizeidirektion Hannover, dass wir in diesem Bereich mit Blick auf zukünftige Baustellen auch weiterhin einen strategischen Schwerpunkt bei der Verkehrssicherheitsarbeit bilden müssen."

Schwer- und Leichtverletzte: Die Polizeidirektion Hannover konnte im vergangenen Jahr Rückgänge bei den verletzten Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern registrieren. Das Verkehrsdezernat zählte bei seiner Auswertung 557 Schwerverletzte (2018: 682) und 5.444 Leichtverletzte (2018: 5.844). In Summe waren dies 6.001 Verletzte (2018: 6.526) in Folge eines Verkehrsunfalls. Dies stellt einen Gesamtrückgang um 8,04 % dar.

Besonders positiv waren die prozentualen Rückgänge um 18,33 % bei den Schwerverletzten, nachdem noch im Jahr zuvor ein Zehn-Jahres-Hoch erreicht worden war. Trotz der erfolgreichen Rückgänge sieht die Behörde in diesem Bereich weiter Handlungsbedarf und wird mit gezielten Präventionsprojekten weiter an der Verkehrssicherheit arbeiten.

Risikogruppen: Die Polizeidirektion Hannover hat aktuell vier Risikogruppen im näheren Fokus. Drei Risikogruppen beziehen sich dabei ausschließlich auf das Alter. Diese sind Kinder (bis einschließlich 14 Jahre), junge Erwachsene (18 bis 24 Jahre) und Seniorinnen sowie Senioren (ab 65 Jahre). Zudem hat die Behörde hinsichtlich der Verkehrsbeteiligung die Radfahrenden im Blick. Erfreulicherweise konnte die Behörde bei allen vier Risikogruppen sinkende Verletztenzahlen registrieren.

Im vergangenen Jahr wurden 382 Kinder (2018: 413) bei Verkehrsunfällen verletzt oder getötet. Konkret erlitten 348 Kinder (2018: 377) leichte und 33 Kinder (2018: 35) schwere Verletzungen. In den beiden vergangenen Jahren wurde jeweils ein junger Mensch bis 14 Jahre im Straßenverkehr getötet. Einen Gesamtrückgang von 7,51 % verzeichnete die Polizeidirektion Hannover bei den verletzten oder getöteten Kindern.

Mit 826 verletzten oder getöteten jungen Erwachsenen (2018: 909) wurde ebenfalls ein Rückgang verzeichnet. Dabei erlitten 772 junge Erwachsene (2018: 837) leichte Verletzungen, 49 Menschen (2018: 64) dieser Altersgruppe wurden in Folge eines Unfalls schwer verletzt. Im vergangenen Jahr wurden fünf junge Erwachsene (2018: acht) bei Verkehrsunfällen tödlich verletzt. Diese Risikogruppe weist mit einer Reduzierung von 9,13 % der Verunglückten ebenfalls einen erfreulichen Trend auf.

In der Gruppe der Seniorinnen und Senioren wurden 861 Personen (2018: 915) verletzt oder getötet. Im Speziellen wurden 693 Menschen (2018: 718) bei Verkehrsunfällen leicht verletzt. Schwere Verletzungen erlitten 158 Seniorinnen und Senioren (2018: 184). Zehn Verkehrsteilnehmende (2018: 13) dieser Risikogruppe starben in Folge eines Verkehrsunfalls. Der Gesamtrückgang dieser Risikogruppe liegt bei 5,90 %.

Die Risikogruppe der Radfahrenden weist ebenfalls erfreuliche Rückgänge im Bereich der Verletztenzahlen auf. Im Jahr 2019 wurden 1.782 Radfahrer (2018: 2.057) bei Verkehrsunfällen verletzt oder getötet. Den größten Rückgang gab es demnach bei den 1.571 leichtverletzten Radfahrenden (2018: 1.821). 204 Zweiradfahrerinnen und -fahrer (2018: 229) erlitten bei Unfällen schwere Verletzungen, dies stellt einen geringen Rückgang dar. Sieben Radfahrende (2018: sieben) wurden im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen getötet, dies bedeutet ein gleichbleibendes Niveau der Vorjahre. Der Rückgang der verunglückten Radfahrenden liegt bei 13,37 %.

"Zwar wurden im vergangenen Jahr deutlich weniger Radfahrende als im Vorjahr verletzt, dennoch bewegen wir uns immer noch auf einem hohen Niveau im Fünf-Jahresvergleich. Wir werden daher weiter für diese Risikogruppe Maßnahmen ergreifen, um die Verkehrssicherheit der Radfahrenden zu erhöhen", erläutert Müller.

Verkehrsunfälle mit Stadtbahnen: Seit 2016 verzeichnet die Polizeidirektion Hannover steigende Verkehrsunfallzahlen im Kontext mit Stadtbahnen. Im vergangenen Jahr wurden 122 Verkehrsunfälle (2018: 117) registriert. Dabei erlitten 51 Personen (2018: 42) leichte und 15 Menschen (2018: 19) schwere Verletzungen. Ein Radfahrer (2018: zwei Fußgänger) wurde in Folge eines Zusammenstoßes mit einer Stadtbahn getötet.

E-Scooter als neues Verkehrsmittel: Die Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung (eKFV) ist am 15.06.2019 bundesweit in Kraft getreten. In rund einem halben Jahr registrierte die Polizeidirektion Hannover insgesamt 42 Unfälle mit Beteiligung eines E-Scooters. Bei diesen Verkehrsunfällen wurden 32 Personen leicht sowie sechs Fahrerinnen und Fahrer schwer verletzt. Bei 13 der 42 Verkehrsunfälle stellte die Sicherheitsbehörde eine Alkoholbeeinflussung des E-Scooter-Fahrenden fest.

"In diesem Jahr wird die Polizeidirektion Hannover dieses neue Verkehrsmittel weiterhin im Blick behalten. So sind erneut Schwerpunktkontrollen im Bereich der E-Scooter geplant. In der kurzen Nutzungszeit des vergangenen Jahres stellte die Polizeidirektion Hannover 245 Trunkenheitsfahrten und 144 Verstöße gegen das Pflichtversicherungsgesetz fest. Aus unserer Sicht herrschen bei einigen Nutzenden noch immer rechtliche Unsicherheiten, insbesondere bei den analog zu den Kraftfahrzeugen gültigen Promillegrenzen", sagt der Polizeivizepräsident.

Verkehrsstraftaten - Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort: Die polizeiliche Zählung der sogenannten Verkehrsunfallfluchten ergab im vergangenen Jahr eine Anzahl von 10.501 Delikten (2018: 10.319). Der lineare steigende Trend der Vorjahre setzt sich damit abermals fort. Mit einem Anteil von mittlerweile 28,86 % an den Gesamtunfallzahlen und damit mehr als bei jedem vierten Verkehrsunfall entfernt sich mindestens ein Beteiligter unerlaubt vom Unfallort. Die Aufklärungsquote bei diesen Verkehrsstraftaten stieg hingegen auf 42,50 % (2018: 41,66 %).

"Nachdem ich bereits bei der letztjährigen Vorstellung des Verkehrssicherheitsberichtes auf die steigenden Zahlen in diesem Deliktbereich hingewiesen habe, möchte ich nochmals meinen Appell an alle Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer richten: Entfernen Sie sich nicht unerlaubt vom Unfallort, sondern informieren stets die Polizei für die Aufnahme des Verkehrsunfalls. Es handelt sich hier um kein Kavaliersdelikt. Daher bitte ich auch Zeugen einer Verkehrsunfallflucht darum, sich bei der Polizei zu melden und so bei der Aufklärung der Verkehrsstraftat zu helfen", sagt Polizeivizepräsident Jörg Müller.

Verkehrsunfallprävention: Die Polizeidirektion Hannover setzt, wie in den vergangenen Jahren auch, die Schwerpunkte der Verkehrsunfallprävention bei den Zielgruppen Kinder, Jugendliche sowie Seniorinnen und Senioren.

Speziell geschulte Verkehrssicherheitsberaterinnen und -berater sowie Kontaktbeamtinnen und -beamte haben im vergangenen Jahr 5.542 Präventionsveranstaltungen für Kinder und Jugendliche durchgeführt. In diesem Zusammenhang haben sie Schulwegüberwachungen, Radfahrausbildungen, Verkehrserziehung, Elternabende und das Projekt "Abgelenkt ... ist NEBEN der Spur!" durchgeführt. Im Jahr zuvor waren es noch 4.813 Veranstaltungen.

Auch bei der Zielgruppe der Seniorinnen und Senioren hat die Polizei 554 Präventionsveranstaltungen angeboten. Die Anzahl wurde im Vergleich zum Vorjahr (2018: 253) verdoppelt. Die Polizei informiert bei diesen Veranstaltungen über die Themen wie Radfahren, Sicheres Fahren mit dem Pedelec, Verhalten in Bus und Bahn, Sichtbarkeit in der Dunkelheit und Fit im Auto.

"Unsere strategische Ausrichtung in der Verkehrsunfallprävention werden wir trotz rückläufiger Unfallzahlen beibehalten. Linear sinkende Unfall- sowie Verunglücktenzahlen bleiben unser langfristiges Ziel. Die Schwerpunkte setzen wir dabei bei den Risikogruppen Kinder, Seniorinnen sowie Senioren und Radfahrende. Darüber hinaus werden wir auch stets neue Mobilitätsformen wie E-Scooter im Blick behalten, um frühzeitig mit Präventionskonzepten auf negative Entwicklungen zu reagieren und die Verkehrssicherheit nachhaltig zu verbessern", erläutert Polizeivizepräsident Müller.

Verkehrsüberwachung: Ein elementarer Baustein der Verkehrssicherheitsarbeit der Polizeidirektion Hannover ist die Verkehrsüberwachung und die damit einhergehende Verfolgung von Fehlverhalten im Straßenverkehr. Dabei ist das Ziel der Polizeidirektion Hannover einen Verstoß unmittelbar nach der Begehung zu ahnden, die Verkehrsteilnehmenden auf ihr Fehlverhalten anzusprechen und eine Verhaltensänderung hervorzurufen. Exemplarisch dafür waren im vergangenen Jahr die Kontrollen bei dem neuen Verkehrsmittel E-Scooter. Zunächst haben Beamtinnen und Beamte die Fahrenden auf ihr Fehlverhalten angesprochen und im Nachgang diese - soweit möglich - mündlich verwarnt. Nachdem die Polizeidirektion Hannover keine spürbare Verbesserung feststellte, wurden die Verstöße konsequent geahndet - ohne eine mündliche Verwarnung auszusprechen.

Die Polizeidirektion Hannover verfolgte im vergangenen Jahr 26.288 Geschwindigkeitsverstöße (2018: 29.686). Zudem registrierten die Einsatzkräfte 8.833 Mobiltelefonverstöße (2018: 8.115). Darüber hinaus überprüfte die Polizeidirektion Hannover eine Drogenbeeinflussung von Kraftfahrenden. Dabei stellten sie 1.275 Verstöße (2018: 1.101) fest. 1.871 Fahrten (2018: 1.703) unter Beeinflussung alkoholischer Getränke registrierte die Polizeidirektion Hannover zusätzlich.

"Neben der Verkehrsunfallprävention ist die Verkehrsüberwachung ein wichtiger Baustein der Verkehrssicherheitsarbeit. Die Polizeidirektion Hannover wird dabei weiterhin Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer mithilfe eines ganzheitlichen Ansatzes nach Verstößen ansprechen, um gezielt auf ihr Fehlverhalten aufmerksam zu machen. Uns ist es wichtig, eine Verhaltensänderung hervorzurufen.

Schwerpunkte bei der Verkehrsüberwachung bilden wir in diesem Jahr auf den Bundesautobahnen mit Geschwindigkeits- und Abstandsmessungen sowie Fehlverhalten von und gegenüber Radfahrenden", sagt Polizeipräsident Volker Kluwe abschließend.